Silvia Cavegn - Spannungsvolles Wechselspiel

 

Julia Häcki, Oktober 2008

 

Zu Beginn der 90er Jahre begann Silvia Cavegn mit dem Malen von Akten, insbesondere von Männerakten in jeglicher Form: Vage erkennbare muskulöse Körperformen, meist in dynamischer  Bewegung und mit expressiver Farbgebung.  Als dieses Sujet ausgereizt schien, zog es sie in Richtung Abstraktion. Damit näherte sie sich der elegant puristischen Formensprache von Architektur und Design an, ein Gebiet in dem sie lange Zeit beruflich tätig war und das ihr Auge geschult hat. Vor der weissen Leinwand wurde ihr klar, dass sie als Ausgangslage eine räumliche Struktur brauchte. Deshalb führte  sie Männerakte wieder in ihr Werk ein, um sich anhand dieser auf der Leinwand besser orientieren zu können. Im Verlauf werden sie zigfach übermalt, bis schliesslich nur noch abstrakte Formen sichtbar bleiben.

 

Silvia Cavegn sieht ihre Arbeiten ausgerichtet auf einen architektonischen Kontext, malt gerne in grosszügigen Formaten und schafft Bilder, die einem Raum subtil  weitere Facetten von Tiefe und Dynamik hinzufügen. Verdichtung und Vielschichtigkeit sind Themen, die für  ihr Werk eine grosse Rolle spielen. Zahlreiche Lagen von Ölkreide und Acrylfarbe in hellen Farben, punktuell mit Terpentinöl in feine, transparente Spitzenmuster aufgelöst, sowie dunkle, dramatisierende Elemente geben ihren Bildern eine kraftvolle Präsenz. Die Werke kokettieren mit der Figuration, deuten hier und dort reale Formen an, die dem fantasievollen Auge endlose Suchspiele bieten, ohne mit allzu grosser Konkretheit für einfache Lösungen zu sorgen.

Bei längerer Betrachtung beginnt das Bild sich preiszugeben, man hat den Eindruck, in wilde Wellen oder tektonische Verschiebungen zu blicken, wobei gewisse Elemente gewaltsam nach vorne drängen, während andere in den Hintergrund geraten. Dem aufmerksamen Betrachter bietet sich so ein spannungsvolles Wechselspiel.

 

Um die effektvolle Ausstrahlung ihrer Bilder nicht auf eine Bestimmte Sehweise zu fixieren, signiert Cavegn sie auf der Vorderseite nicht, sodass man sie auch auf den Kopf stellen und damit die Wirkungsmacht ihrer Werke in verschiedenen Ausrichtungen immer wieder neu entdecken kann.